Heute, am 28. Februar 2022, wurde am frühen Morgen mein Stadtteil Saltiwka, eine ganz gewöhnliche Wohnsiedlung, die größte in der Ukraine, von russischen Truppen vom Raketenwerfer „Gras“ und Artillerie in zwei Etappen beschossen.
In Saltiwka gibt es faktisch kein Gewerbe, höchstens kleine Firmen. Hier wohnen über 300 Tausend Menschen, es gibt hier nur 5-, 9-, 12- und 16-stöckige Wohnhäuser, Märkte, Geschäfte und soziale Infrastruktur. Dazu noch eines der größten Straßenbahndepots in der Ukraine. Dabei wohnen (oder haben irgendwann staatliche Wohnungen erhalten) hier viele pensionierte Vertreter der sowjetischen Strafverfolgungsbehörden, darunter auch solche, die aus Russland kommen oder illegitime doppelte Staatsangehörigkeit besitzen. Nun wird ihnen hier die “ruSSische Welt“ auf merkwürdigste Art und Weise ans Herz gelegt.
Jeder der Beschussetappen brachte Zerstörungen mit sich. Über den zerstörten Gebäuden stand ein schwarzer Rauch, die Feuerwehr kam mit Verspätung, weil sie in jener Nacht überall viel zu tun hatte. Nun gibt es Verletzte und Tote.
Einmal wurde die Gegend unmittelbar an meinem Haus beschossen. Durch Explosionswelle wurden Fenster in Treppenhäusern und in einigen Wohnungen ausgeschlagen. Einige Splitter trafen auch das Haus. Ein Toter und einige Verletzte durch Glasscherben wurden geborgen.
Ab dem ersten Tag des Angriffs auf Charkiw steht die ganze Siedlung Saltiwka unter Beschuss. Am schwierigsten ist die Situation im nördlichen Teil der Wohnsiedlung und in den Nachbarbezirken. Beschossen wird sogar der südliche Teil von Saltiwka (am Juwilejnyj-Prospekt).
Interessant zu wissen: Die Hauptachse des Beschusses bildet die Hwardijtsiw-Schyronintsiw-Strasse.
Serhij Petrow
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