Seit 40 Tagen dauert der Angriff auf die Stadt, und 40 Tage steht die Stadt unter Beschuss. Heute war es lauter, als gestern. Und zu Hauptzielen sind Charkiws Vorstädte geworden.
Der Beschuss ging heute früh los, er war von unterschiedlicher Intensität und wellenartig. Es war lauter, als beispielsweise gestern. Am Nachmittag wurde es still und am Abend wurde wieder geschossen, aber weniger intensiv. Beschossen wurden Saltiwka, Horizont, Rohan, Traktorwerk, Oleksijiwka und Pjatychatky. Im Stadtbezirk Kulynytschi traf es ein Krankenhaus, einen Kindergarten und Wohnhäuser. In der Stadt werden weiterhin Trümmer abgebaut, und man hat noch drei Tote und einen verletzten Menschen geborgen.
Viel auszustehen hatten heute die Vorstadtsiedlungen. In Derhatschi sind Wohnhäuser und ein Umspannwerk beschädigt bzw. zerstört, daher ist der Strom fast im ganzen Städtchen ausgefallen. Getroffen wurde auch das Gelände der russischen orthodoxen Kirche; die Kirche selbst ist ein wenig beschädigt, die Fenster im Gebäude sind ausgeschlagen. Der Krieg gegen eigene Anhänger ist bei russen schon zu einer Tradition geworden. Nicht zum ersten Mal wurde auch das Stadion getroffen. Die moskowiter beschossen auch die Siedlung Solotschiw, wo die Redaktion der lokalen Zeitung beschädigt ist. Zum Beschussziel wurde auch einer der Teile von Tschuhujiw – zerstört sind dabei Einfamilienhäuser; einige Hochhäuser sind beschädigt. Zwei Menschen sind umgekommen.
Das Warensortiment in Geschäften wird breiter. Je nach der Supermarktkette ist es mehr oder weniger stabil. Die Warteschlangen an den Kassen sind nicht mehr so lang. Zur Erinnerung: am Anfang des Krieges musste man zwischen einer Stunde und zweieinhalb Stunden anstehen. Das Warensortiment kann sich auch ändern – das hängt davon, was gerade geliefert wird, denn die alten logistischen Beziehungen sind gestört. In den großen nationalen Supermarktketten besteht das Problem nicht. Die Warteschlangen vor den Verteilungsstellen für Hilfsgüter sind dagegen ziemlich lang. Allmählich öffnen auch andere Geschäfte – Konfektion, Schönheitssalons, Cafés oder Kaffeläden. Generell gibt es in der Stadt noch wenig davon, somit strömen alle in einige bekannte Einrichtungen in der Stadtmitte.
Dass es keine Warteschlangen gibt, erklärt sich auch durch die Ausreise von über 50 Prozent der Bevölkerung. Die Menschen gehen selten aus, nur wenn etwas Wichtiges zu tun ist. Nur Hundebesitzer sind regelmäßig draußen.
In den Vororten von Isjum wird hart gekämpft. Das Zentrum dieser Stadt wird von moskowitern kontrolliert. In einer Schule richteten sie ein Feldlazarett ein. Ich habe schon häufig darüber geschrieben, dass die Aggressoren unsere soziale Infrastruktur für ihre Zwecke nutzen, denn sie wissen: unser Militär greift solche Objekte nicht an. Die in der Stadt gebliebenen Bürger werden „kontrolliert“, und wir wissen, was das bedeutet: Aktivisten und proukrainische Menschen verschwinden; Folter, Vergewaltigungen und ähnliche „Friedensförderungsmaßnahmen“ der „ruZZischen Welt“. Darüber hinaus werden die Einwohner von Isjum nach moskowien zwangsumsiedelt.
Schon wieder wurde Barwinkowe heute beschossen. Beschädigt wurden Wohnhäuser und Landtechnik. Die Stadtverwaltung ruft die Einwohner zur Evakuierung auf. Die Evakuierung wurde auch in Borowa (im Osten der Region Charkiw) und in Losowa erklärt. Die Mediziner werden gebeten zu bleiben, um Einheimische medizinisch zu versorgen.
Bei Isjum stellen die moskowiter ihre Technik und Truppen nach, stürmen aber noch nicht vor. Der ukrainische Generalstab warnte heute über die hohe Wahrscheinlichkeit eines neuen raschistischen Angriffs auf Charkiw. Unser Militär bereitet sich auf alle möglichen Varianten vor. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, worauf die moskowiter hoffen. Seit einiger Zeit gab es keine Versuche mehr, die Stadt anzugreifen, nur den Beschuss. Inzwischen schoben wir die raschisten an einigen Stellen zurück, weiter weg von der Stadt. Aber wir müssen auf alles gefasst sein. Nicht auszuschließen ist, dass der Beschuss sich nun wesentlich verstärkt, somit müssen wir äußerst vorsichtig sein. Wenn Sie in der Nähe der Objekte wohnen, die unser Team als Ziele der moskowiter erkannt hat, seien Sie auf der Hut.
Es dauern Kämpfe um die Stadt Rubischne. Beschossen werden sowohl Rubischne als auch Sjewerodonetsk und Lysytschansk. Auch Popasna wird umkämpft. Es wird erwartet, dass gerade auf diesen Frontabschnitten der moskowitische Angriff beginnen wird.
Das Territorium des Sumy Gebiets ist von den moskowitern befreit worden, unsere Truppen sind bis an die Staatsgrenze der Ukraine vorgerückt. Die raschisten, die bei Tschernihiw waren, haben es nicht eilig, abzutreten, unsere Truppen zwingen sie zu einem aktiveren Abtritt Richtung Weißrussische SSR. Noch eine Schlacht, die Schlacht um Sumy, ist mit dem Sieg der ukrainischen Streitkräfte beendet.
Heute in der Früh wurde eine Haltestelle in Mykolajiw sowie das Kinderkrankenhaus in der Stadt mit Streumunition brutal beschossen– zehn Personen kamen ums Leben, darunter ein Kind, 46 Personen sind verletzt. Die Orks zielen auf die Menschengruppen und Krankenhäuser.
Am gestrigen Abend hat unser Militär einen Luftkommandoposten IL-22 über dem Asowschen Meer getroffen, wonach das Flugzeug dringend in Rostow landen musste. Und im Schwarzen Meer wurde die neueste moskowitische Fregatte „Admiral Nelson“ beschädigt, von der aus auf Syrien und die Ukraine gefeuert wurde.
Das Ausmaß des Massakers von Butscha hat die Welt und viele Ukrainer schockiert. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft ist die Situation in Borodjanka und Umgebung noch schlimmer als in Butscha… Wenn man aber die Veröffentlichung auf der staatlichen russischen Ressource RIA Nowosti und auch andere ähnliche Artikel unterschiedlicher Autoren in mehreren moskowitischen Medienressourcen, die zum Thema die „Denazifizierung“ der Ukraine haben, in Betracht zieht, so sieht das alles als Plädoyer für den Völkermord an Ukrainern, für Ausrottung der Ukraine und der Ukrainer:innen. Ihre körperliche Vernichtung.
Die wollen uns alle in der Ukraine eliminieren. Ein Massaker organisieren. Ein Massaker an allen, die sich wehren bzw. aktiv in einer der proukrainischen Bewegungen tätig ist. Alle passiven Patrioten sollen dann in Konzentrationslagern überprüft und entnazifiziert werden und dann in die neuen Gulags, neue Arbeitslager geschickt werden, um moskowien wiederaufzubauen. Die, die am Leben bleiben, sind zu assimilieren, die Namen „Ukraine“ oder die Selbstidentifizierung „Ukrainer“ sind zu verbieten, denn es gebe ja nur ein Volk. Das Gespräch ist zu Ende! Der Westen der Ukraine dagegen soll nach ihren Plänen eine besondere staatliche Einheit werden, demilitarisiert und neutral, wo alle formalen Merkmale des Ukrainertums verboten werden.
Daher ist das Ziel der moskowiter die Liquidierung der Ukraine und der ukrainischen Nation. Ihre Invasion in die Ukraine zielte von Anfang an auf den Völkermord auf dem Territorium der Ukraine und Aufhebung der Unabhängigkeit der Ukraine.
Im Industriegebiet von Mariupol dauern Kämpfe. raschisten bilden bereits eine Besatzungsverwaltung der Stadt. Unter den Abgeordneten des Stadtrats wurde auch schon ein Gauleiter gewählt. Es ist Mitglied der kollaborierenden Partei „Oppositionsplattform für das Leben“ Konstantin Iwaschtschenko. Um den Wahlprozess zu „legitimieren“, wurden die Machtvertreter und Abgeordnete von verschiedenen Fraktionen gewaltsam zu der Sitzung des Stadtrats gebracht, die von der Fraktion „Oppositionsplattform für das Leben“ durchgeführt wurde. Zum Sekretär des neuberufenen Rats wurde ein weiteres Mitglied der Oppositionspartei für das Leben, Charmyschew. In der Sitzung der Kollaborateure wurde Iwaschtschenko gewählt und das Referendum vom Jahr 2014 “ratifiziert”.
Der Darwin-Preis geht heute an einen Bürger moskowiens, der an einem der Charkiwer Kontrollpunkte mit Drogen und gefälschten ukrainischen Papieren bei dem Versuch Charkiw zu verlassen festgenommen wurde. Ein Royal flush, total!
Helfen wir unserem Militär und den Freiwilligen, dem Medizinpersonal, den Kommunal- und Rettungsdiensten. Unterstützen wir einander. Halten wir uns standhaft und alles wird Ukraine!
Serhij Petrow
Bild: Hauptverwaltung des Staatsdienstes für außerordentliche Situationen im Charkiw Gebiet, CC BY 4.0.