Routine zu beschreiben, das heißt Tage, die eintönig nach ungefähr gleichem Szenario verlaufen, indem Wohnhäuser beschossen werden – das eine Mal wird ein Haus getroffen, ein anderes Mal schlägt es daneben – , ist schwer genug. Deshalb verstehe ich sehr gut, dass meine Chronik wenig Information über die Lage in Charkiw liefert
Als erstes soll man den Raketenschlag am Abend erwähnen. Die Stelle (wo übrigens eine Schule in direkter Nähe steht) wurde schon mal beschossen, aber nicht getroffen. Diesmal wiederholte sich dasselbe, nur dass die Hausfassade zerstört wurde. Wozu denn die Stelle überhaupt beschossen wird, ist schwer zu verstehen. Um ein Baudenkmal zu zerstören und eine weitere Schule zu „entnazifizieren“, die ja sowieso schon zweimal unter Beschuss stand?
Im Allgemeinen war die Beschusszahl der moskowiter heute etwas höher als am Vortag. Nach der abendlichen Aktivierung beruhigten sich die Orks einigermaßen. Sie beruhigten sich bis zum Morgen. Und am Morgen kam wieder die Aktivierung – wohl als Begleitung der Verhaldlungen konzipiert, aber die Verhandlungen wurden auf morgen verschoben, so nahm die Aktivierung gegen Mittag ab, und der Abend verlief relativ ruhig – es gab insgesamt einige Schüsse, etwas früher als sonst, das war es.
Die raschisten haben das nördliche Saltiwka und das gesamte Saltivka, Oleksijiwka, Pjatychatky, die Siedlung Zhukowskyj, Horizont, Charkiwer Traktorenwerk und Neue Häuser beschossen. Alles wie gewöhnlich halt. Und ja, es gab Treffer in die Wohnhäuser. Ein weiteres Mal wurde die wissenschaftliche Kernkrafteinrichtung „Neutronenquelle“ (ukr.: Dzherelo Nejtroniw) im Stadtteil Pjatychatky beschossen, so dass das Gebäude jetzt beschädigt ist. Wenn die Zerstörung des ziemlich festen Gebäudes fortgesetzt wird, ist die Verseuchung des umliegenden Territoriums möglich. Während die Siedlung Zhukowskyj und Charkiwer Flug- und Weltrauminstitut beschossen wurden, gab es Treffer auf das Institutsgelände, einige Gebäude dieser Bildungsanstalt sind beschädigt. Jetzt ist die Karasin-Universität nicht einsam mit ihren Beschädigungen. Ein Mensch ist dort heute verletzt worden.
Infolge des Beschusses, der Raketenschläge und Flugbomben sind in Charkiw 1410 Gebäude beschädigt bzw. zerstört, darunter 1177 Wohnhäuser, auch 69 Schulen, 53 Kindergärten sowie 15 Krankenhäuser. Die Mitarbeiter:innen der Kommunaldienste arbeiten unermüdlich an den Reparaturen der beschädigten Stadtkommunikationen und Wasserleitungen. Sie sind wahre Helden des Hinderlands in Charkiw!
Und der Charkiwer Kater Stepan, der sich jetzt mit seiner Besitzerin in Spanien aufhält, sammelte für die Tierhilfe in der Ukraine über 10 Tausend Dollar, das Geld ist unter anderem für den Zoo in Mykolajiw vorgesehen. Alle Achtung!
Die moskowitischen Schweinehunde haben Derhatschi, die Tschuhujiw-Richtung sowie Ljubotyn unter Beschuss gehalten. Sieben Privathäuser standen in Flammen, ein Mensch kam dabei ums Leben, sieben Personen sind verletzt.
Aus dem Gebiet Charkiw gibt es heute nur wenige Nachrichten. In Isjum und um Isjum herum dauern Kämpfe, die Ukrainer halten die Defensive, lassen die moskowiter auf die Straße nach Slowjansk nicht durch. Ein Vögelchen, d,h, ein Kampfflieger und eine Drohne sind abgeschossen.
Der Bürgermeister von Balaklija Iwan Stolbowyj ist frei. Er beschloss jedoch, mit Okkupationstruppen zusammenzuarbeiten – die moskowitische humanitäre Hilfe soll verteilt werden, mit moskowitern werden Probleme der Erneuerung der kommunalen Infrastruktur besprochen. Das ist wohl der Grund, warum er auf die Telefonate nicht antwortet. Nach seinen Worten sei Balaklija blockiert und niemand anderer würde in der Situation helfen. Oleh Synjehubow, das Obehaupt der Charkiwer Gebietsverwaltung charakterisierte bereits die Handlungen von Stolbowyj als Hochverrat. Stolbowyj ist ehemaliger Kommunist, später Mitglied der Partei der Regionen, und in der letzten Kommunalwahl kandidierte er vom Kernes-Block „Das erfolgreiche Charkiw“ und wurde gewählt. Schon die Tatsache soll verwundern, dass er so lange mit dem Feind nicht kollaborierte, ich persönlich dachte, er werde die ihm anvertraute Stadt den raschisten früher abgeben. Jetzt wird auf das Kriminalverfahren gewartet. Die Menschen kann man wohl kaum dafür verurteilen, dass sie in einer besetzten Stadt humanitäre Hilfe entgegennehmen, in diesem Fall hängt alles von der Haltung der lokalen Behörden ab.
Nach Angaben des Stadtrats bleiben in Mariupol gegen 170 Tsd. Einwohner, ein Teil von ihnen wird von raschisten gezwungen, nach moskowien deportiert zu werden. In Mariupol sind etwa 5 Tsd. Zivilisten ums Leben gekommen, von denen über 200 Kinder sind. Alle Zahlen sind natürlich annähernd.
Auf Mobilfunk Ukrtelekom wurde ein mächtiger Cyberangriff verübt, weshalb die Leistungen für die Bevölkerung vorübergehend unterbrochen wurden, auch kurze Notdienstwahlnummern funktionierten in Charkiw nicht.
In Enerhodar war heute eine Veranstaltung für die Unterstützung der Ukraine. Eine der Forderungen war dabei, den Vize-Bürgermeister Iwan Samojdiuk freizulassen. Die Moskowiter suchten sich dort einen Gauleiter aus – den Stadtrat Andrij Schewtschyk, der jetzt dem sogenannten „sowjet samoorganisacii goroda“ (Rat der städtischen Selbstverwaltung) vorsteht. Es ist nicht schwer zu erraten, dass dieser Stastrat die… bingo! die prorussische Partei OPSZh vertrat!
Und nun etwas Lustiges. Die von der Kollaborateurenpartei OPSZh können sich immer noch nicht entscheiden, ob sie klug oder hübsch sind. Zuerst veröffentlichten sie die Erklärung von Rabinowitsch: die Partei stelle ihre Tätigkeit vorläufig ein; es sei eine Friedenspartei, aber jetzt herrsche doch der Krieg; er selbst als Parteivorsitzende helfe der Ukraine aus Israel. Später wurde diese Nachricht gelöscht, stattdessen eine andere gepostet: durch die Einstellung der Parteitätigkeit vernichte die Regierung die Demokratie und bla-bla-bla. Diese Partei gehört aufgelöst und alle ihre Mitglieder sollen in Bezug auf Kontakte und Zusammenarbeit mit Moskowitern eingehend überprüft werden. Jeder einzelne!
Heute gibt es drei Darwin-Preis-Gewinner:
– die Moskowitersoldaten, die in dem „Roten Wald“ der Tschornobylzone nicht nur Schützengräber graben, sonder auch mit ihren Panzerwagen herumfahren. Was für ein dramatischer Selbstmord! Zur radioaktiver Asche!
– irgendein raschistischer „Experte“, der in der TV-Sendung bei tollwütiger Skabejewa meinte, das Moskowiterland erleide große Verluste. Dann begann er sich aber zu drehen und zu wenden: nicht große, aber größer als geplant. Der Großvater Freud kichert im Grab.
– Ein besoffener moskowitischer Kämpfer unklarer Abstammung, der sich zuerst volllaufen ließ, dann die Straße verwechselte, ein bisschen zu weit nach links ging und zu unseren Positionen und zugleich in die Gefangenschaft geriet. Wir würden uns noch mehr solche Zwischenfälle wünschen!
Wir sind unserem Militär für die Verteidigung der Ukraine dankbar. Helfen wir den ukrainischen Verteidigungskräften, allen Freiwilligen, Medizinpersonal, Retter:innen und Kommunalmitarbeiter:innen. Unterstützen wir einander psychologisch (der Krieg hört nicht morgen oder in einer Woche auf und wir sollen uns auf einen langen Marathon vorbereiten). Wir wissen, dass alles unbedingt Ukraine wird!
Serhij Petrow