Der Beschuss von Charkiw dauerte an, aber seine Intensität ließ im Vergleich zu gestern nach. Die Stadt lebt weiter, unser Militär bereitet sich auf alle möglichen Szenarios.
Heute ist generell ein ruhigerer Tag: Morgens waren die Invasoren, wie immer, aktiv, am Nachmittag beruhigten sie sich. Der übliche Abendbeschuss war auch nicht sehr intensiv, das hing jedoch von dem Stadtteil. Wie gewohnt, traf es am meisten Saltiwka, Kulynytschi, Horizont, Traktorwerk, Oleksijiwka, Pjatychatky und Chohodna Hora.
Auch Vorstädte wurden beschossen: Derhatschi und die Dörfer dieser Gemeinde sowie Wohnsiedlungen in und um Tschuhujiw. In Derhatschi leben die Menschen jetzt fast ausschließlich ohne Strom und mit großen Netzstörungen.
Charkiw wird aufgeräumt. Im Stadtzentrum sind die Trümmer schon zum größten Teil abgebaut (geblieben sind die Denkmalschutzobjekte, die von Fachleuten gerettet werden müssen). Gearbeitet wird hauptsächlich in relativ sicheren Stadtteilen. Neben Rettungskräften nehmen auch viele freiwillige Helfer daran teil.
Was den Zustand der Niklearanlage „Neutronenquelle“ in Pjatychatky anbetrifft, so berichten die Charkiwer Fachleute, dass die unbeschädigt ist, alles unter Kontrolle ist und es keine Gefahr besteht. Ohne alle Details zu verraten (welche die moskowiter eventuell zur Kenntnis nehmen können), ist der Schutz dort sehr sicher. Somit kein Grund zur Panik. Das Gebäude der Fakultät für Physik und Technologien der Charkiwer Karazin-Universität ist dagegen sehr stark beschädigt und kann wohl nicht mehr erneuert werden.
Das Leben kehrt allmählich in die Stadt zurück. In den relativ ruhigen Stadtbezirken öffnen Märkte und kleine Läden. Die Besitzer haben jedoch das Personalproblem: die Mitarbeiter sind ausgereist oder wohnen in entfernten Stadtteilen, und öffentlicher Verkehr funktioniert noch nicht. Die Vertreter der kommunalen Versorgungsunternehmen reparieren Leitungen, und dort, wo es seit einem Monat keinen Strom gab, ist jetzt wieder alles in Ordnung. Es ist ein Wunder! Die kommunalen Unternehmen sind die Institutionen, die im Krieg sogar besser arbeiten, als in der Vorkriegszeit.
Die freiwilligen Helfer pflanzten heute Blumen vor dem Denkmal für die Ukrainische Aufständische Armee im Molodizhnyj Park. Sie arbeiteten schnell und fleißig. Das war wunderbar! Das Flugalarm, das gerade dazwischen kam, ignorierten die Aktivisten. Denn Krieg hin oder her, aber die Gartenarbeiten müssen nach dem Plan gehen.
Der gestrige Beschuss zerstörte endgültig den Feldman-Ökopark. Feldman selbst erklärte, alle noch lebende Tiere sollten eingeschläfert werden. Danach organisierten einige Tierschutzvereine die Evakuierung der Tiere. Unverständlich: ein großer Geschäftsmann, mit vielen Beziehungen und war nicht imstande eigene Tiere zu retten. Das sagt sehr viel sowohl über seine Person, als auch über seinen Management aus.
Die Warnung des Ukrainischen Generalstabs über den eventuellen Angriff auf Charkiw löste bei manchen Einwohnern Panik aus. Als in der ersten Woche die Stadt von moskowitischen Elite-Einheiten angegriffen wurde, war das für viele erträglich. Es gab ebenfalls keine Panik, als raschisten an der Charkiwer Ringstraße, 3-4 km von meinem Haus entfernt, eingehalten wurden; es gab auch keine Panik, als eine Kolonne feindlicher Panzerwagen und schweren Kriegsgerätes in der Nähe der Fakultät für Physik und Technologien der Karazin-Universität verbrannt wurde (jener Schrott wurde schon im großen und ganzen entsorgt, aber ein „Grad“ wurde als Symbol dieses ukrainischen Sieges extra gelassen; es gab keine Panik, als in der Stadt einige feindliche Jagdkommandos auftauchten und eine von denen zusammen mit der Schule Nr. 134 abbrannte, als Flugzeuge zwei Wochen lang auf Charkiw Bomben warfen, als die Territorialverteidigung ihre Stellungen noch nicht bezogen hatte.
Nun haben wir nicht ein Bataillon, sondern eine ganze Brigade der Territorialverteidigung mit Kampferfahrung. Die Stadt ist befestigt und geschützt, und keine raschistischen Flugzeuge trauen sich der Stadt zu nähern. Kein Grund für die Panik! Wer Angst hat, soll ausreisen, es gibt genug Möglichkeiten für Evakuierung. Und wir, die wir in der Stadt bleiben, wissen, was zu tun ist. Die moskowiter können die Stadt angreifen, sie können versuchen, sie von verschiedenen Seiten heranzurücken, aber sie gänzlich einkesseln oder gar einnehmen – nein, das können sie nicht. Der Feind kann noch intensiver verschiedene Stadtteile beschießen. Das macht nichts, wir werden es durchstehen. Alles wird gut sein, ich habe mich erkundigt.
In der Region wird gekämpft. Die moskowiter versuchten wieder über Isjum in die Richtung Slowjansk zu gehen, aber schon wieder haben sie gescheitert. In der Nähe von Isjum schossen unsere Soldaten aus dem ukrainischen Panzerabwehrlenkraketenkomplex „Stuhna“ den raschistischen Hubschrauber Ka-52 ab, der einen gepanzerten Pilotenraum hat. Ohne Überlebenschancen! Wie ich verstehe, verwandeltet unser Militär die ukrainischen Panzerabwehrlenkraketenkomplexe in eine universale Waffe gegen alles sowohl auf Erden, als auch in der Luft und im Wasser.
Unsere Fachleute nahmen einen Kollaborateur fest, der den moskowitern eine Furt gezeigt hatte, wo sie über den Fluss Siwerskyj Donez direkt in den südlichen Teil Isjums geraten sind. Das war ein ehemaliger Mitarbeiter der Forstwirtschaft von Isjum Jewhenij Brjuchanow. Es ist schon der fünfte aufgedeckte Kollaborateur in Isjum! Und in Charkiw wurde noch ein Anhänger der „ruZZischen Welt“ Oleh Nowikiw verhaftet (er berichtete darüber selbst in seinen sozialen Netzwerken), der bei den lokalen Wahlen 2021 für den prorussischen Kandidaten Dobkin gearbeitet hatte. Wir warten auf die offizielle Information über Nowikow. Ich hoffe, die beiden Wichte werden für ihren Verrat bestraft und zu langen Haftfristen verurteilt!
Die moskowiter greifen Barwinkowe an, um aus der Flanke nach Slowjansk zu ziehen und weiter in Richtung Losowa – Pawlohrad. Leider sind die Invasoren da tatsächlich ein wenig vorgerückt, aber eine Kolonne der Panzertechnik wurde von unserem heldenhaften Militär beträchtlich beschädigt.
Aus der besetzten Balaklija wurde ein Teil des von moskowitern beschossenen Krankenhauses evakuiert. Das ist erst nach langen Verhandlungen möglich geworden. Der Terror gegen die Zivilisten dauert in den besetzten Teilen der Region Charkiw an. Bekannt ist, dass in den Gemeinden Welykyj Burluk und Prykolotne nach ukrainischen Patrioten gesucht wird.
In Barwinkowe und Losowa wird die Bevölkerung weiterhin evakuiert. Zur Evakuierung wurden auch die Einwohner von Derhatschi aufgefordert (zum Anfang der Woche verließen den Ort schon ca. 70 Prozent der Menschen). Die für morgen geplante Evakuierung aus der Siedlung Borowa (Region Charkiw) wurde aufgeschoben, weil die Straße von dort nach Kramatorsk wegen der Verschärfung der Kämpfe bei Isjum gefährlich ist.
Hart gekämpft wird bei Rubizhne, das genauso wie Sewerodonezk und Lyssytschansk ständig beschossen wird. In Rubizhne wurde dabei ein Behälter mit Salpetersäure beschädigt und es kam zu einem Ausstoß. Der Wind wehte die giftige Wolke in Richtung besetzter Gebiete und raschistischer Armee. Es gibt keine Informationen über die Opfer.
Beschossen wird auch Kramatorsk, wo eine Schule zerstört wurde. Beim heutigen Beschuss wurden die Eisenbahngleise zwischen Kramatorsk und Slowjansk beschädigt, aber schon am Nachmittag wurde der Eisenbahnverkehr wiederhergestellt.
Raschistische Truppen wurden aus der Region Tschernihiw abgezogen. In Gomel werden sie in Züge verladen. Der Kampf um Tschernihiw endete mit dem Sieg der Ukrainischen Streitkräfte und dem Rückzug der Raschisten. Bei Cherson wird weiter gekämpft. Übrigens haben es die moskowiter nicht geschafft, ihren dreifarbigen Besatzungslappen in Cherson offen hinauszuhängen, stattdessen hingen sie etwas Undefinierbares hinaus. Noch eine „völkische Republik“ sollte es sein, obwohl sie bis jetzt weder gegründet noch ausgerufen wurde.
In Butscha findet man Tote in Privatwohnungen. Und es sieht so aus, dass es noch lange dauern wird… Die ersten Erschießungen gingen gleich am ersten Tag der Besetzung los. Laut Satellitenbildern bereiteten die Besatzer schon am 10. März in der Nähe der Kirche ein Massengrab für die Einwohner von Butscha vor. All dies geschah mit Absicht, darüber sollte man sich keine Illusionen machen. Die Minenräumung der Siedlung Borodjanka in der Region Kiew wird fortgesetzt. Dort sind auch viele Einheimische tot. Das Zentrum des Städtchens ist komplett zerstört.
Und was viele (mich nicht!) am meisten beeindruckt hat, das ist der zerschossene Kopf der Büste von Taras Schewtschenko. Die Raschisten erschossen nicht nur Menschen, sie zerstörten nicht nur Denkmäler für ukrainische Soldaten, sondern auch Denkmäler für ukrainische Schriftsteller, vernichteten überall jegliche ukrainische Symbole. Sie hassen uns alle, alles Ukrainische. Die moskowiter begangen und begehen ganz bewusst und unverblümt den Völkermord an den Ukrainern, sie haben einen innigen Wunsch, uns auszurotten.
Es ist alles aber nicht so schlecht. Tschechien übergibt uns Panzer T-72 und andere gepanzerte Fahrzeugmittel. In der nächsten Zukunft werden wir weitere gute Nachrichten erhalten. Mehr noch, nach dem Massaker in Butscha werden uns endlich mehrere Länder eine stärkere Verteidigungs- und Angriffstechnik und –waffe geben. Die Welt ist schockiert. Das ist zudem nicht irgendwo weit in Afrika oder im Nahen Osten, das passiert hier, in Europa, neben der EU. Deshalb werden wir jetzt genug Ausrüstung haben. Wie schade, dass die zivilisierten Länder das erst nach dem viel zu hohen Preis, dem Preis von Tausenden durch raschisten ermordeten Ukrainern, verstanden haben…
Nach besetztem Enerhodar und auf das Kernkraftwerk in Saporischschja kamen raschistische Propagandisten, um ihre Siegesvideos dort zu drehen, aber die Mitarbeiter des Kraftwerks weigerten sich, ihnen jegliche Kommentare zu geben. Es ist etwas schief bei den Besatzern gegangen, die Menschen wollen diese „Befreiung“ nicht.
Und die landwirtschaftlichen Maschinen mit GPS-Systemen aus dem Saporischschja Gebiet wurden auf der Krim und in Tschetschenien gefunden. Eine Plünderung mit geographischer Bindung.
Eine lustige Geschichte. Aus dem Warschauer Hotel Hilton hat man eine “Geflüchtete” aus der Ukraine ausgesiedelt. Eine Bloggerin, die in extra komfortablen Bedingungen die ruZZische Welt weiter propagierte, über die „ukrainischen Nazis“ schrieb, die angeblich Charkiw unter Beschuss halten. Ich halte ihre Aussiedlung für richtig. Solche „Flüchtlinge“, Adepten der ruZZischen Welt soll man ohne Erbarmen verjagen. Aber wichtig ist es zugleich zu verstehen, dass nicht alle Charkiwer Einwohner Separatisten sind. Natürlich gibt es auch solche Personen, aber es sind nicht mehr viele davon geblieben, wenn auch nicht so wenige, wie es uns lieb wäre.
Eine lustige Geschichte Nr. 2. Die moskowiter haben vor dem eventuellen Angriff auf sie so große Angst, dass bei der Stadt Schebekino des Bjelgoroder Gebiets, direkt an der ukrainischen Grenze, Schutzengräber ausgehoben werden. Was die Panik unter der lokalen Bevölkerung nur noch mehr verstärkt. Die „Sonderoperation“ verläuft quasi nach dem Plan.
Den Sonderpreis „bodenlos“ erhält heute der Berater des ukrainischen Innenministers Anton Heraschtschenko, der in Butscha Selfie vor schwarzen Säcken mit Leichen der gefolterten und ermordeten Ukrainer:innen im Hintergrund gemacht hat. Ich lasse diese Geschichte ohne Kommentar.
Und mit dem traditionellen Darwin-Preis wird heute der moskowite ausgezeichnet, der an Stelle einer Schutzplatte in seine kugelsichere Weste den von ihm gestohlenen MacBook reinsteckte. Natürlich hat ihn sein Schicksal eingeholt und er wurde schnell zu einer „Last 200“. Schade nur um den durchschossenen Laptop.
Unterstützen wir unser Militär. Verteidigungskräfte der Ukraine, Freiwillige, Medizinpersonal, Retter:innen und Mitarbeiter:innen der Kommunaldienste. Helfen wir einander, bewahren wir Ruhe und alles wird Ukraine sein!
Serhij Petrow
Blumenpflanzen vor dem Denkmal der Ukrainischen Partisanenarmee in Charkiw.
Bildautor: Serhij Petrow, CC BY–SA 4.0.