Charkiw. Chronik des Angriffs auf die Stadt, der 24. Tag (19.03.2022)

Der heutige Tag verging in Charkiw relativ ruhig, aber am Abend setzte wieder ein starker Beschuss der Vororte an.
Die Nacht, der Morgen und der Tag waren verhältnismäßig still. Der Beschuss war mit größeren Pausen und nicht intensiv. Dadurch konnte man ein bisschen Stille genießen, obwohl diese Stille nicht stabil war. Und gegen Abend ging wieder ein massiver Beschuss los. Am meisten haben Saltiwka Nord und Saltiwka Wohnhäuser, Welyka Danylowka, Rohan und Traktorwerk abgekriegt. Beschossen wurden auch Derhatschiw und Oleksijiwka. Es ist bekannt, dass infolge der Bombentreffer mehrere Brände entstanden sind; es gibt Tote und Verletzte.

Foto: Hauptverwaltung des Staatlichen Notdienstes der Ukraine in der Region Charkiw
Foto: Hauptverwaltung des Staatlichen Notdienstes der Ukraine in der Region Charkiw

Es gab keine großen Kämpfe heute, aber unser Militär unternimmt immer wieder Kommandoangriffe, vernichtet raschistiche Streitkräfte und verhindert damit ihren Vorstoß von den wichtigsten Positionen auf Charkiw. So eine Art Vorbeugung.
In der Stadt werden Diversions- und Spionagegruppen gejagt, festgenommen werden sie häufig dank wachsamen Bürgern, die über alles Verdächtige den Sicherheitsdienst informieren. Wenn Ihr etwas Verdächtiges seht, meldet an entsprechende Dienststellen. Leider funktionieren städtische Telefone nicht immer, aber in den sozialen Netzen kann man aktuelle Mobilnummern ermitteln. Für solche Fälle gibt es auch Telegram-Bots.
Dadurch, dass es einige Tage lang keinen starken Beschuss gab, konnte man das Warensortiment in Supermärkten verbessern. Es kommt auf die Handelskette an, aber in den lokalen Charkiwer Ketten (Klass und Rost) gibt es genug von allem. Natürlich vom Wohlstand aus der Zeit Mitte Februar ist es weit entfern, aber keine leere Regale, wenigstens in den Stadtteilen, die nicht unter Beschuss stehen. Immer mehr Aphoteken öffnen, es gibt immer mehr Geschäfte, die Gebrauchsgüter anbieten.
Von der Allgemeinstimmung in Charkiw zeugt die ICTV-Reportage über die gestrige Rettung eines Mannes aus den Ruinen der Verwaltungsakademie. In der Reportage wurde auch die Arbeit der kommunalen Versorgungunternehmen, die die Stadt in Ordnung halten, gezeigt. Ein Mitarbeiter sagte da: „Lieber stehend sterben, als kniend leben“. Dieser Standpunkt dominiert in der Stadt.
Die Kämpfe in der Nähe von Isjum gehen weiter, deshalb ist es unmöglich, humanitäre Hilfsgüter nach Isjum und ins Dorf Oskil zu bringen. Genauso unmöglich ist es, die Einwohner von dort zu evakuieren. Das gleiche betrifft auch die provisorisch besetzten Orte in der Nähe von Charkiw – Mala Rohan, Lyptsi, Ruska Losowa etc. Die Russen zeigen gerne Videos, wie sie humanitäre Hilfe in Balaklija und einigen anderen Kleinstädten verteilen. Ja, manchmal ist es eine Frage des Überlebens. Aber auch an Trittbrettfahrern oder einfach skrupellosen Menschen fehlt nicht…
Heute wurden die Siedlung Korotytsch bei Charkiw beschossen, es gibt zerstörte Häuser, ein Mensch ist verletzt.
Leider Gottes sind die Moskowiter bereits in Mariupoler Vororten. Sie machen sich daran, die friedliche Bevölkerung, die sie dort auffinden, aus der Stadt zu bringen: einen Teil der entdeckten Mariupoler bringen die Russen in entferntere Regionen, ein anderer Teil verschwindet spurlos. Es mehren sich Informationen über Plünderungen, Morde, Vergewaltigungen.
Heute hat unser Militär den von den Moskowitern in der Nähe von Popasna abgefeuerten Marschflugkörper „Totschka-U“ mit Flugabwehrrakete FIM-92 Stinger abgeschossen! Stinger ist ein System zur Bekämpfung der Flugzeuge und Hubschrauber, das heißt der Ziele, die groß genug sind, aber doch nicht so groß wie Marschflugkörper, auch wenn die weniger Raketen, sondern viel mehr fliegenden Fässern ähnlich sind. Eigentlich kann man so eine kuriose Rakete auch mit einem Stinger abschießen, aber es ist reine Theorie. Unsere Streitkräfte schreiben Geschichte des Militärwesens neu, denn ein Testmodell von Stinger, das Objekte in der Größe eines unbemannten Luftfahrzeugs vernichten kann, erschien erst im letzten Sommer. Und die Trefferquoten bei uns sind wohl die besten in der Einsatzgeschichte von diesem Typ Flugabwehrrakete, nämlich 100 Treffer bei 112 Schüssen.
Die moskowitischen Flugmaschinen wurden auf dem Flugplatz Tschornobajiwka bereits zum sechsten (!!!) Mal vernichtet. Wir warten nun ungeduldig auf die siebte Staffel
Der Darwin-Preis geht heute an zwei moskowitische Städte. Und nein, es ist nicht WoronjeZh. Die Städte ZheleZnowodsk und KisloVodsk haben Inschriften an Gedenkstelen geändert, in Erwartung putins „Sonderoperation“ in der Ukraine. Im moskauer Land bleibt alles stabil, deshalb kann dort auch eine Entraschistisierung nicht helfen, auch eine langjährige nicht, denn das imperiale Gen, das dort seit über 500 Jahren (von der Zeit des Iwans des Bösen) mit dem Konzept „moskau als drittes Rom“ unheilbar ist, jedenfalls ist eine Kur, wie die im postnazistischen Deutschland, hier nicht anwendbar. Wenn der Arzt meint, man solle den Patienten in die Leichenhalle bringen, dann ist sein Platz eben in der Leichenhalle.
Übrigens, es war eben das imperiale Gen und der moskowitische Imperialismus, die den Krieg gegen die Ukraine verursacht haben, und nicht, wie ein gewisser herr arestowytsch meint, ein in unser Grundgesetz eingefügter Punkt über europäisch-atlantischen Kurs der Ukraine. Die Kriegserklärung ist einfach: sie wollen uns ausrotten und die Zurückgebliebenen zu Sklaven des Imperiums des Bösen machen. Ihr Imperium ist ohne die Ukraine undenkbar. Es ist einem gerumpften einbeinigen Huhn ähnlich.
Helfen wir unserem Militär, Polizei, Freiwilligen, Medizinern, Mitarbeiter*innen der Rettungs- und Kommunaldienste. Unterstützen wir einander moralisch (ich weiß, wie wichtig das ist, das sehe ich an meinen Freunden und Bekannten, die in Charkiw geblieben sind). Unser Sieg ist unabwendbar, weil unsere Freiheit für uns über alles steht!

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історик, аналітик Інформаційного Центру "Майдан Моніторинг" (сайт "Майдан"), громадський активіст, редактор української Вікіпедії