Es gibt nicht viel Beschuss in Charkiw, aber es gibt ihn immerhin und Treffer gibt es vereinzelt in unterschiedlichen Stadtteilen. Die nördlichen Vororte beschießen die moskowiter dauernd, dort gibt es viele Zerstörungen und Brände.
In der Vorortzone werden immer noch stark die Stadtgemeinde Derhatschi und die Dorfgemeinde Malyj Danyliw beschossen. Besonders intensiver Beschuss seitens moskowiter gibt es gegen die Orte Slatyne, Prudjanka und Besruky. In Slatyne sind nicht mehr als 200 Einwohner geblieben. Nördlich der Stadt wird Rusjka Losowa stark beschossen. Von dort wird die Bevölkerung von den Freiwilligen evakuiert. Heute wurde der Evakuierungskonvoi beschossen, ein Wagen ist vernichtet, zum Glück gibt es keine Verletzten. Von Beginn der Evakuierung wurden von dort über 900 Personen evakuiert. Große Beschädigungen gibt es im Dorf Fesjky der Dorfgemeinde Solotschiw: Kindergarten, Schule, Ambulanz, Einfamilienhäuser und mehrstöckige Wohnhäuser. Zum Glück gibt es keine Verletzten.
raschisten beschießen auch östliche Charkiwer Vororte und die Stadt Tschuhujiw.
Der Tag war heute warm und sonnig, und im Stadtzentrum gab es draußen ziemlich viele Menschen, aber schon am Nachmittag werden die Stadtstraßen menschenleer. Auch die Ausgangssperre ist um eine Stunde gekürzt worden, jetzt dauert sie von 21 bis 6 Uhr morgens.
Das besonders beeindruckende Bild, das ich in letzten Tagen in der Stadt sah, ist ein kleines Konditoreigeschäft, das sich einige Verkaufsbuden weiter von der vor paar Tagen direkt getroffenen Verkaufsbude befindet. Es gibt keinen Strom im Geschäft, trotzdem arbeiten Menschen dort. Das ist zwar surreal, demonstriert aber gleichzeitig den ungebrochenen Geist.
Die Orte, die wir noch nicht normal betreten können, um die Beschädigungen zu dokumentieren, sind Charkiwer Hochschulen. So wurden in der Charkiwer Nationalen Kotljarewskyj-Kunstuniversität, die neben dem Stadtrat steht, fast alle Fenster mit der Stoßwelle ausgeschlagen. Mehrere Musikinstrumente (Klaviere, Harfen, Timpani etc.) blieben in kalten Räumen bei Minus 18 Grad Kälte. Jetzt sind sie kaputt, es wird unmöglich sein, sie zu erneuern. Ein Klavier kostet zur Zeit 6,5 Millionen Hrywnia. Es gab fünf Konzertflügel in der Universität. Die Verluste sind enorm.
Ein anderes Thema sind die Charkiwer Katzen. Unter Bedingungen einer niedrigen Menschendichte und reduzierten Verkehrs stolzieren diese Wesen langsam durch ihre Territorien. In manchen Kellern, wohin die Menschen zum Versteck vor dem Beschuss kommen, zeigen die Katzen dort ihre Unzufriedenheit über das Teilen des Kellerraums mit Menschen. In einem anderen Ort wohnt in den Ruinen eines fünfstöckigen Hauses eine ganze Katzenfamilie, eine Katze mit ihren Katzenjungen. Die idyllischen Katzen mit Ruinen im Hintergrund sehen kontrastvoll aus. Menschen kümmern sich um die Katzen in allen Stadtvierteln, sogar dort, wo es Beschuss gibt. Hunde dagegen sieht man kaum. Sie sind irgendwie aus dem Stadtbild verschwunden.
In Stadtteilen Charkiwer Traktorenwerk und Wostok reparieren die Kommunaldienste Wasserleitungen, an verschiedenen ruhigen Orten in der Stadt werden beschädigte Heizstationen renoviert. Im Stadtzentrum werden weiter Blumen gepflanzt. In Saltiwka fand für Alt und Jung eine Veranstaltung mit trainierten Hunden und ihren Hundetrainern statt. Auch solche Ereignisse sind ein Trost für Menschen, weil sie Erinnerung an ein normales friedliches Leben sind.
Die schwere Lage in Slowjansk- und Isjum-Richtung ändert sich nicht zum Besseren. Unser Militär lässt die moskowiter nicht durch. In Barwinkowe gibt es täglich Beschuss, so dass neulich zwei Personen verletzt und entsprechend Wohnhäuser und zwei Verwaltungsgebäude beschädigt wurden.
In Lysytschansk brannte infolge des Beschusses das multidisziplinäre Gymnasium nieder, das zu Top-100 Schulen der Ukraine gehörte. Das Gymnasiumsgebäude wurde noch 1895 von Belgiern errichtet und stellt ein historisches und architektonisches Baudenkmal dar. Bei dem besetzten Nowobachmutiwka, bei Awdijiwka, Marjinka und Welyka Nowosilka sowie bei Hulajpole des Zaporischschja Gebiets dauern schwere Kämpfe weiter. Orichiw, das nicht weit von der Frontlinie liegt, beschießen die moskowiter bereits einige Tage hintereinander, es gibt zerstörte Gebäude, Verletzte und Tote.
Es gab einen Raketeneinschlag auf ein Studentenheim in Odessa: ein Junge (15) ist tot, ein junges Mädchen (17) hat man mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Ein Männerkloster des moskauer Patriarchats in Odessa wurde beschädigt. moskowiter vernichten Getreidelager und Bauernhöfe in Gebieten Saporischschja und Dnipropetrowsk. Ihr offensichtliches Ziel ist, Hungernot in der Ukraine zu organisieren, damit wir keine Kräfte und Möglichkeiten zum Kampf haben.
Leider müssen wir uns darauf vorbereiten, dass der Krieg lang dauern wird und nicht so schnell beendet werden kann. Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass Lebensmittelpreise immer höher werden. Nicht nur bei uns, in der Welt wird es an Lebensmitteln mangeln, weil die Territorien, die ihre Produktion exportieren, zum Kriegsschauplatz geworden sind. Das ist auch einer der Gründe, warum die Welt uns unterstützt und unseren Sieg in diesem Krieg wünscht: ohne unsere Agrarproduktion können in mehreren Ländern der Welt schwere Zeiten beginnen.
In Odessa wurde eine ganze Gruppe festgenommen, die Krawallen in der Stadt vorbereitete. Sie hatten dafür Waffen, rote Fahnen und vieles Interessante mehr bei sich. Heute ist ja der 8. Jahrestag der Tragödie in Odessa, als die moskowiter ihre Anhänger im Haus der Gewerkschaften anzündeten. Dank den Fussballfans der FM „Tschornomoretz“ und „Metalist“ sowie den engagierten Einwohnern Odessas wurde die „ruSSische Welt“ damals in Odessa begraben.
In den an die Ukraine grenzenden Gebieten moskowiens ist es unruhig. Es gab Knalle mit Rauchschwaden bei Prochorowka des Gebiets Bjelgorod. Ein Einkaufszentrum im Dorf Tawrowo brannte. Die Bevölkerung dieser Gebiete ist beängstigt. Sie unterstützen den Krieg gegen die Ukraine, aber sie hätten nicht denken können, dass der Krieg über die Grenze zu ihnen kommen kann. Alles zu richtiger Zeit.
Der Darwin-Preis geht heute an den moskowitischen Oberst Owtscharenko, der jetzt zwei Gräber hat: das eine in moskowien, das andere bei Isjum. Er wurde von einem Geschoss zerrissen. Die gefundenen Körperteile wurden nach moskowien geschickt, und dann wurde noch das eine Bein des Obersten gefunden. Das Bein wurde in der Ukraine begraben.
Wir glauben an unsere hervorragenden Verteidiger_innen, wir glauben an die Streitkräfte der Ukraine, an Generäle Saluschnyj, Syrskyj, Najew. Wir glauben an den Sieg, den wir unbedingt bald erringen!
Serhij Petrow